Andacht Heute

Weit entfernt vom eigentlichen Auftrag

Und sie hörten nicht auf, alle Tage im Tempel und hier und dort in den Häusern zu lehren und zu predigen das Evangelium von Jesus Christus.
Apostelgeschichte 5,42

Es sind viele Stimmen zum aktuellen evangelischen Kirchentag laut geworden, die deutliche Kritik an der Programmgestaltung geübt haben. So hat der CDU-Politiker Günter Krings gesagt: „Als evangelischer Christ wünsche ich mir aber, dass man politische Botschaften aus der Heiligen Schrift und nicht nur aus einer linken politischen Grundhaltung ableitet.“ Die Neue Zürcher Zeitung titelt: „Gendertheorie statt Heilsbotschaft“ und „Beim Evangelischen Kirchentag in Hannover geht es viel um Klimaschutz, Rassismus und Queerness – und weniger um Glaubensfragen.“

Die Kirche hat den Auftrag, das Evangelium unbeirrt durch wechselnde gesellschaftliche und politische Umstände zu verkünden. Ihr Ziel muss es sein, Menschen zum Glauben zu bewegen und ihnen Orientierung für ihr Leben zu geben. Wie weit sich die evangelische Kirche inzwischen von ihrem wahren Auftrag entfernt hat, lässt sich an der Erklärung des Rates der EKD von 1997 unschwer erkennen. Dort hieß es noch:

Die Verkündigung der christlichen Kirche will die Herzen der Menschen zum Glauben an das Evangelium bewegen (Mk 1,15), damit sie ihr Gewissen und ihr ganzes Leben durch das Wort Gottes bestimmen lassen, Gottes Geboten folgen und seinem gnädigen Anspruch sich dankbar anvertrauen. Die Verkündigung der Kirche wird immer auch Widerspruch und Protest gegen das Evangelium hervorrufen, doch die Kirche würde ihren Auftrag verraten, wenn sie den Erfolg ihrer Verkündigung durch eine evangeliumswidrige Anpassung an die jeweiligen geschichtlichen, politischen und kulturellen Verhältnisse erzielen wollte.
Der Auftrag der christlichen Kirche ist es, unbeirrt durch wechselnde geschichtliche Umstände und kulturelle wie politische Zeitlagen das Evangelium zu verkündigen, von dem die Christen aller Zeiten Hilfe im Leben und Sterben erwarten, und zwar nicht nur für sich, sondern für alle Menschen. Das Wort vom Kreuz (1. Kor 1,18), auf das das sichtbare Zeichen des Kreuzes verweist, ist nach neutestamentlichem Zeugnis das Evangelium von Jesus Christus, „der um unserer Sünden willen dahingegeben und um unserer Rechtfertigung willen auferweckt worden ist“ (Röm 4,25).

Wie verhielt sich die Frau Noahs?

Denn ich werde alsbald die Flut über die Erde kommen lassen, um alles Fleisch unter dem Himmel, das lebendigen Odem in sich hat, zu vertilgen; alles, was auf Erden ist, soll umkommen. 18 Aber mit dir (Noah) will ich einen Bund aufrichten, und du sollst in den Kasten eingehen – du und deine Söhne und dein Weib und die Weiber deiner Söhne mit dir. Und von allem Lebendigen, von allem Fleische, sollst du je zwei von allen mit hineinnehmen in den Kasten, um sie samt dir am Leben zu erhalten; je ein Männchen und ein Weibchen soll es sein. 1 Mo 6, 17

Schon des Öfteren habe ich mir Gedanken über die Frau Noahs gemacht. Sie wird nicht mit Namen genannt, doch in jüdischen Schriften wird sie Naamah genannt (KI): Der Name Naamah stammt aus dem Althebräischen und bedeutet sinngemäß „die Liebliche“, „die Heitere“, „die Erfreute“ oder „die Anmutige“. Er leitet sich von den hebräischen Wörtern no’am (נועם) für „Wonne, Freude, Heiterkeit, Freundschaft“ und na’ama (נַעֲמָה) für „Liebreiz, Anmut“ ab.

Demzufolge mag ihr Wesen auferbauend gewesen sein, indem sie ihren Mann ermutigte weiterzumachen und durchzuhalten, obwohl er mit Sicherheit das Unverständnis des Umfeld erntete. Das, auch noch fast 100 Jahre Bauzeit auszuhalten, ist schon ein starkes Stück.

Ein ungläubiger Freund sagte zu mir: Du wirst doch diesen Schmarrn nicht etwa glauben. Er erwähnte die Umstände in so einer Arche, die Fütterung der Tiere und auch den Mist, den sie hinterlassen. Er suchte nach vielen Argumenten, die dagegen sprechen, dass die Geschichte mit Noah wahr ist. Doch ich erwiderte, dass wir aus dem Glauben heraus verstehen können, worum es Gott überhaupt geht. Kurze Zeit später verstarb der noch nicht mal 70jährige bedauerlicherweise an einem Herzinfarkt. Ob er sich noch bekehrte, weiß ich nicht.

Oft sprach Jesus von Bekehrung, wie in Lukas 13, wo ein Turm auf Menschen fiel. Die Jünger fragten, warum das mit Gerechten und Ungerechten passiert ist. Die Gerechten hätten ihrer Meinung nach gerettet werden müssen. Doch Jesus erwiderte in drei Beispielen: Kehrt um, dass es euch nicht ebenso ergeht.

Es ist also die Schrift nützlich für uns, egal ob wir noch auf der Suche nach Gott sind oder schon gläubig sind. In jedem Fall sollten wir im Wort zuhause sein und nicht so tun als reicht es, sich für gut zu halten. Gott kennt unsere Herzen, ob sie schon zu IHM umgekehrt sind, oder noch dem Weltgeist folgen.

Unser Umgang mit dem Hausschatz

»Habt ihr das alles verstanden?«, fragte Jesus seine Jünger. »Ja!«, erwiderten sie.
Da sagte er zu ihnen: »Dann wisst: Jeder Schriftgelehrte, der in der Schule des Himmelreichs ausgebildet ist, gleicht einem Hausherrn, der aus seinem reichen Schatz Neues und Altes hervorholt.«

Matthäus 13,52

Als Jesus seine Gleichnisreden vor einer Menschenmenge beendet hatte, fragte er seine Jünger, ob sie alles verstanden hätten. Diese Frage könnte man auch den Gottesdienstbesuchern nach einer Predigt stellen. Haben sie wirklich alles verstanden, was sie gehört haben, oder gehen sie nach Hause, ohne sich die Mühe gemacht zu haben, es zu verstehen? Man könnte ja auch mal den Prediger fragen, wenn etwas unklar geblieben ist. Wird diese Möglichkeit genutzt? Es soll ja nicht so sein, dass man unbereichert an Wissen und Weisheit wieder heimgeht.

Während es im ersten Vers um die Rezeption geht, also dem Verständnis dessen, was mitgeteilt wurde, gilt der nächste Vers denjenigen, die sich aus der Bibel Wissen angeeignet haben und für dessen Weitergabe sorgen sollen. Auch hier verwendet Jesus ein Gleichnis. Er spricht von einem Hausherrn, der sich überlegt, was er seinen Gästen aus seinem Hausschatz anbieten kann, damit sie davon profitieren. Darunter verstand man in früher oft eine Sammlung gehobener Literatur und Musik, aus der den Gästen Kostproben dargeboten wurden. Jesus wollte mit seinem Gleichnis darauf hinweisen, dass seine Jünger und alle, die ihnen nachfolgten, Diener des Evangeliums sein müssen. Sie sollten die Bücher des Alten und des Neuen Testaments gut kennen, also über ein umfassendes geistliches Wissen verfügen, um wie in einer Bibliothek das richtige Wort für den Hilfesuchenden auszusuchen. Es genügt also nicht, irgendein Buch in die Hand zu nehmen, das man gerade gelesen hat, und sich damit wichtig zu machen. Als Verkünder des Evangeliums – und das müssen wir alle sein, die Aufforderung gilt nicht nur für die Verkündiger auf den Kanzeln – haben wir die Dienstpflicht, gute Bibliothekare oder Schatzmeister des Glaubens zu sein, um aus den uns anvertrauten Kostbarkeiten mit Hilfe des Heiligen Geistes, das für den jeweiligen Fall Richtige auswählen zu können.