Andacht Heute

Wie man die Angst besiegen kann

Die Jünger weckten Jesus auf und sprachen: Herr, hilf, wir verderben! Da sagt er zu ihnen: Ihr Kleingläubigen, warum seid ihr so furchtsam?, und stand auf und bedrohte den Wind und das Meer; und es ward eine große Stille.
Matthäus 8,25-26

Die Jünger weckten Jesus auf und sprachen zu ihm: Meister, fragst du nichts danach, dass wir umkommen? Und er stand auf und bedrohte den Wind und sprach zu dem Meer: Schweig! Verstumme! Und der Wind legte sich und es ward eine große Stille.
Markus 4,38-39

Der heutige Lehrtext von Markus ist entspricht fast wörtlich der Stelle bei Matthäus, über die ich am 2.12.2023 eine Andacht geschrieben habe. Ich gebe sie hier wieder:

Hinter jeder Angst steht die Angst vor dem Tod, so behaupten es zumindest Psychologen. Ihr angemessen zu begegnen, könnte man sich in der konkreten Situation fragen, ob tatsächlich unser Leben bedroht ist. Wenn ich Angst bei einem Auftritt vor Menschen habe, dann könnte ich mit dieser Relativierung meine Gefühle wieder in den Griff bekommen. Menschen mit Prüfungsängsten hat Viktor E. Frankl aufgefordert, sie sollten sich vorstellen, was wirklich geschehen würde, sollten sie durchfallen. Auch dann, wenn das geschieht, würde das Leben schließlich weitergehen. Die Vorstellung vom schlimmsten Fall, der eintreten könne, kann helfen, seine Ängste in den Griff zu bekommen.

Es gibt aber eine noch bessere Methode. Sie ergibt sich aus der Geschichte auf dem See Genezareth, als Sturm aufkam, Jesus auf dem Schiff eingeschlafen war und die Jünger um ihr Leben fürchteten. In dieser Situation war ihre Todesangst nicht unberechtigt. Sie taten in dieser Situation das Richtige und weckten Jesus. ER besänftigte den Sturm und bezeichnete die Jünger als furchtsame Kleingläubige. Es war dies eine Bewährungsprobe, bei der sich zeigte, dass ihr Glauben noch ausbaufähig war. Uns kann die Geschichte helfen, wenn wir uns in Ängste verstrickt haben. Wir wissen, dass Gott uns helfen wird, in jeder Situation, ganz besonders auch in unserer Sterbestunde. Wenn wir uns bewusst machen, wohin wir gelangen, wenn alles auf dieser Welt vorbei ist, dann muss uns nicht schon bange werden, wenn wir in der Firma zum Chef gerufen werden. Christen sind gelassener, weil sie wissen, dass ihnen der Heilige Geist beisteht. Sie dürfen darauf vertrauen, dass Gott auf sie aufpasst – komme, was da wolle.

Der fehlende Trost

Wenn der Hausherr wüsste, zu welcher Stunde der Dieb käme, so würde er wachen und nicht in sein Haus einbrechen lassen.
Lukas 12,39

Gestern haben wir auf arte das preisgekrönte Filmdrama „Das Zimmer meines Sohnes“ von Nanni Moretti aus dem Jahr 2001 gesehen. Es ging darum, wie eine Familie mit dem Unfalltod ihres Sohnes umgeht. Die Ehe des Psychoanalytikers Giovanni und seiner Frau Paola zerbricht fast an diesem Schicksalsschlag, seinen Beruf kann er vorerst nicht mehr ausüben. Erst die Begegnung mit dem Mädchen, das der Sohn kurz vor seinem Tod kennengelernt hat, führt die Familie aus der Agonie zurück ins Leben. Ein Detail des Films ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Der katholische Priester greift bei der Beerdigung auf ein Bibelwort zurück: „Wenn ein Hausvater die Stunde wüsste, wann der Dieb kommt, so würde er wachen. So wissen auch wir nicht, wann der Herr uns ruft.“ Dem Vater hilft das nicht weiter, weil der Glaube in seiner Familie keine Rolle spielt, und er damit nichts anfangen kann.

Wer die Bibel ein wenig kennt, weiß, dass es in diesem Zitat nicht darum geht, ein Hausvater könne nicht im voraus wissen, wann bei ihm eingebrochen wird und er deshalb keine besseren Vorkehrungen treffen kann. Es geht auch nicht darum, dass man sich nicht auf Schicksalsschläge wie den Tod eines Familienmitglieds vorbereiten kann. Den Vater quält der Gedanke, dass er am Unfallsonntag angeblich versagt hat, weil er zu einem hilfesuchenden Klienten gefahren ist, anstatt – wie geplant – mit seinem Sohn etwas zu unternehmen, der dann zum Tauchen gefahren ist, wobei der Unfall dann passiert ist. Die verwendete Bibelstelle ist nicht geeignet, den Vater zu trösten. Sie handelt davon, dass wir alle nicht wissen können, wann Jesus wiederkommt. Diese Dimension spielt im Film keine Rolle. Das Bibelzitat wurde von Moretti, dem Regisseur und Hauptdarsteller, der auch das Drehbuch geschrieben hat, offenbar nur verwendet, um zu zeigen, dass der Trost der Kirche nichts nützt. Dabei hätte es sich angeboten, darauf hinzuweisen, dass in einer Familie der praktizierte Glaube an Gott so entscheidend wichtig ist, weil wir dadurch die Seelen von uns, dem Ehepartner und unseren Kindern retten können.

Nicht auf einen Geistesblitz warten

In einem jeglichen erzeigen sich die Gaben des Geistes zum gemeinen Nutzen. Einem wird gegeben durch den Geist, zu reden von der Weisheit; dem andern wird gegeben, zu reden von der Erkenntnis nach demselbigen Geist.
1. Korinther 12,8

    Heute habe ich mich bei diesen Versen aus dem Korintherbrief für die Luther 1545, statt für neuere Übersetzungen entschieden. In letzteren steht hier oft „das richtige Wort der Weisheit“ oder so ähnlich. Das hat zu Missverständnissen geführt, die nicht nur Charismatiker dazu verleitet haben, in bestimmten Situationen so zu sprechen: „Ich habe ein Wort vom Herrn für dich“. Sie beanspruchen damit, im Auftrag Gottes zu sprechen, weil sie eine Offenbarung gehabt hätten. Sie tun dies mit dem Nachdruck, dass ihre Worte genau befolgt werden müssen. Die Gabe des Heiligen Geistes als Weisheit ist aber nicht ein einzelnes Wort, auf das man in einer Situation warten muss, bis es einem zufällt. Einen solchen „Blitz der Erkenntnis“ mag es schon gegeben haben, man denke an Luther in Stotternheim 1505 oder an Paulus auf dem Weg nach Damaskus. Aber so etwas passiert äußerst selten. Schon gar nicht bei jeder alltäglichen Entscheidung, wie z.B. einem Wohnungswechsel. Die Geistesgaben der Weisheit und der Erkenntnis, von denen in diesem Brief die Rede ist, empfangen wir aus der Heiligen Schrift. Die Gabe der Weisheit wächst in einem Gläubigen, der immer mehr Einsicht in die biblische Wahrheit gewinnt und sie anderen erklären kann, um sie in bestimmten Lebenssituationen anzuwenden. Die Gabe der Erkenntnis fällt tief in unser Herz und ist eine besondere Gnadengabe, die wir vom Heiligen Geist empfangen. Wer von Fall zu Fall auf einzelne Eingebungen wartet statt kontinuierlich in der Bibel zu lesen, entwertet den kostbaren Schatz der Heiligen Schrift, die alles enthält, was wir brauchen.

    So ist also der, der Gott gehört und ihm dient, mit Hilfe der Schrift allen Anforderungen gewachsen; er ist durch sie dafür ausgerüstet, alles zu tun, was gut und richtig ist.
    1. Timotheus 3,17