Andacht Heute

Ein reicher Schatz

Da sagte er zu ihnen: „Dann wisst: Jeder Schriftgelehrte, der in der Schule des Himmelreichs ausgebildet ist, gleicht einem Hausherrn, der aus seinem reichen Schatz Neues und Altes hervorholt.“
Matthäus 13,52

„Würden Sie die unendliche Güte haben, aus Ihrem reichen Schatz wohltuender Arzneien, mir ein Päckchen Aspirin hervorzuholen und mir zu veräußern.“ So formulierte ein sprachverliebter Studienrat mit viel Ironie seinen Wunsch nach einer Kopfschmerztablette. Als Apotheker musste ich jedes Mal schmunzeln, wenn er sich so in Szene setzte. Es war nicht zu übersehen, dass er mich damit auf die Schippe nehmen wollte. Dennoch blieb bei aller Spöttelei die Feststellung, es mit einem Verwalter eines Arzneischatzes zu tun zu haben.

Der Umgang mit einem Schatz muss von Verantwortungsbewusstsein getragen sein. Für den Apotheker kommt es auf eine gewissenhafte Auswahl eines Medikaments zur Behandlung eines Leidens an. Wenn wir auf das Wort Jesu achten, dann steht auch jeder Schriftgelehrte vor der verantwortungsvollen Aufgabe, aus dem reichen Schatz der Bibel das Richtige für Menschen in Not auszuwählen. Dazu muss er die Heilige Schrift kennen, sie muss ihm vertraut sein. Jesus hat sich an seine Jünger gewandt und sie aufgefordert, ihre Kenntnis des Wortes Gottes weiterzugeben. Diese Zunahme an Wissen kann bei jedem von uns über ein wachsendes Interesse gelingen, durch regelmäßiges Bibellesen, durch Fragen stellen und Antworten finden. Erst dann haben wir einen Schatz vor uns, den wir verwalten und weitergeben dürfen.

Wenn sich das Gewissen meldet

Doch er hatte ein schlechtes Gewissen dabei, und sein Herz klopfte wild.
1. Samuel 24,6

In mir erwacht immer eine gewisse Skepsis, wenn jemand über sein eigenes Handeln oder seine Haltung sagt: „Das hat mir Gott gesagt“. Er drückt damit aus, dass er gar nicht anders konnte, als dieser inneren Stimme Gottes zu folgen. Er weist damit auch jede Verantwortung für sein Handeln von sich, weil sein Gewissen ja ganz von Gott geleitet sei. Ist diese unter Christen weit verbreitete Auffassung richtig?

Offensichtlich hat dieses Konzept eine große Schwäche. Auch ein Verbrecher könnte sich darauf berufen: „Ich habe diesen Menschen getötet, weil Gott gesagt hat, dass dies richtig ist.“ Religiöse Fanatiker rechtfertigen so ihre Untaten. Das große Manko dieses Handels aus vermeintlich bester innerer Überzeugung ist das Ignorieren einer Instanz, die sich auch aus äußerer, gelebter Erfahrung bildet: Es ist das Gewissen, das sich als Unruhe meldet und sich nicht so leicht unterdrücken lässt. Wenn ich spüre, dass etwas nicht in Ordnung ist, wenn ich mich für eine bestimmte Handlung entscheide, dann sollte ich auf dieses Gewissen hören. Wir Menschen sind in allem, was wir tun, von der Sünde bedroht. Das Gewissen ist ein Warnsignal, das uns darauf aufmerksam macht, wenn wir uns zu etwas hinreißen lassen, was nicht im Sinne Gottes ist. Die Entscheidung müssen wir aber in jedem Fall selbst treffen, denn Gott hat uns so geschaffen, dass wir in der Lage sind, eine Situation zu beurteilen. Dabei müssen wir uns allerdings von einem autoritär verankerten Schuldbewusstsein befreien, also ständig die Angst zu haben, etwas falsch zu machen. Wenn wir uns von Menschen ungeliebt fühlen, dann tun wir immer nur das, was äußere Instanzen von uns verlangen. Das wäre das genaue Gegenteil von Freiheit und Verantwortungsbewusstsein. Vergessen wir nicht, wie zart wir in jedem Augenblick in die Liebe Gottes eingewoben sind. Das macht uns die Entscheidungsfindung leichter.

Christsein in Gemeinschaft

Lasst die Botschaft von Christus bei euch ihren ganzen Reichtum entfalten. Unterrichtet einander in der Lehre Christi und zeigt einander den rechten Weg; tut es mit der ganzen Weisheit, die Gott euch gegeben hat. Singt Psalmen, Lobgesänge und von Gottes Geist eingegebene Lieder; singt sie dankbar und aus tiefstem Herzen zur Ehre Gottes.
Kolosser 3,16

Um den eigenen Glauben stark und fest zu machen, ist es notwendig, die Gemeinschaft mit anderen Gläubigen zu suchen. Wer meint, sein Christsein allein mit dem Herrn leben zu können, kann in die Falle der Selbstbezogenheit tappen. Erst im Gespräch und Austausch mit anderen kommt es zu notwendigen Korrekturen der eigenen Einstellungen. Wenn wir die Bibel ernst nehmen, dann haben wir auch die Verpflichtung, gegenseitig auferbauend zu sein und einander unsere Liebe zu schenken. Das geht nicht in der Abgeschiedenheit und Verschlossenheit des eigenen Kämmerleins.

Wohin es uns dann führt, in welche Versammlung wir gehen, hängt von Gottes Führung ab. Meine Frau und ich haben im vergangenen Jahr fünf verschiedene Gemeinden besucht, um uns vor Ort ein Bild davon zu machen, wie die jeweiligen Gottesdienste gefeiert werden. Wir waren bei Adventisten, Baptisten, Mennoniten, in einer Brüdergemeinde und in der evangelischen Landeskirche. So unterschiedlich die Gottesdienste waren, überall trafen wir auch auf Geschwister, die von einem tiefen Glauben erfüllt waren. Wir sind sehr froh über diese Erfahrungen. Mit den so gewonnenen Erkenntnissen und auf der Grundlage der Heiligen Schrift wollen wir nun an unserem Wohnort in einer kleinen Kirche neues geistliches Leben ermöglichen. Ohne die Besucher in ein starres Gemeindekonzept zu zwingen, soll hier eine Möglichkeit der Begegnung und des Austausches für Christen unterschiedlicher Herkunft entstehen. Hier soll ein Ort der Besinnung auf das Evangelium und für Gespräche nach dem Gottesdienst sein. Ganz im Sinne des Kolosser-Verses: Damit sich die Botschaft von Christus in ihrem ganzen Reichtum entfalten kann.