Andacht Heute

Eine unerträgliche Lehre?

Denn es wird eine Zeit kommen, da werden sie die gesunde Lehre unerträglich finden und sich Lehrer nach ihrem Geschmack aussuchen, die ihnen nur das sagen, was sie gern hören wollen.
2. Timotheus 4,3

Treffender als in diesem Vers hätte Paulus die heutige Situation nicht beschreiben können: Wie viele Menschen können mit der klaren Botschaft der Bibel nichts mehr anfangen und sagen das auch ganz deutlich. Gestern hörte ich von einem evangelischen Pfarrer, der auch die gängige Meinung vertrat, es gäbe nur einen Gott für alle Religionen. Es sei also egal, ob man Christ oder Hindu sei. Es gäbe zwar viele Götter, aber das spiele keine Rolle. Hauptsache, man sei ein guter Mensch hier auf Erden. Dieser selbstgemachte Religionsmix kommt in unserer Gesellschaft gut an. Wer als gläubiger Christ darauf hinweist, dass es nur einen einzigen, allmächtigen Gott gibt, der Himmel und Erde geschaffen hat, bekommt den Stempel „Fundamentalist“ aufgedrückt, auch wenn man es nicht offen ausspricht. Kein Wunder, dass es so viele Wohlfühlprediger gibt, die genau wissen, was die Mehrheit der Kirchenbesucher hören will.

Der dänische Philosoph und Schriftsteller Soeren Kierkegaard (1813-1855) warf der Amtskirche vor, das Christentum nicht mehr zu vertreten, sondern zu verhindern. Statt schöner Worte zur Ablenkung müsse dem Menschen seine verzweifelte Lage vor Augen geführt werden, die er nur durch den Glauben an Gott überwinden könne. Die Kirchenchristen waren für ihn nur sich selbst belügende Spießer, aber niemals wahre Christen. Solche Töne scheinen heute nicht mehr zeitgemäß. Man hat Kierkegaard wegen seines „aggressiven Antirationalismus“ angegriffen, der noch heute einen gefährlichen Einfluss auf Fundamentalisten ausübe. Ich frage mich nur, wie diese Vertreter eines angeblich rationalen, aufgeklärten Denkens über Jesus geurteilt hätten, wenn er heute gekommen wäre. Wir sollten uns bewusst sein, dass diese modernen Theologen alles Mögliche vertreten, aber nicht mehr die reine Lehre.

Wenn jemand von der gesunden Botschaft unseres Herrn Jesus Christus nichts wissen will und sich nicht an die Lehre hält, auf die sich unser Glaube gründet, sondern Dinge lehrt, die im Widerspruch dazu stehen, dann ist er von Hochmut verblendet und weiß in Wirklichkeit überhaupt nichts.
1. Timotheus 6,3

Verpasste Chancen in Gesprächen

Verkünde das Wort, stelle dich dazu, ob es günstig oder ungünstig ist.
2. Timotheus 4,2

In anderen Übersetzungen heißt es:
Verkünde die Botschaft Gottes! Tritt für sie ein, ob sie erwünscht ist oder nicht. (Neue Genfer Übersetzung)
Verkünde den Menschen Gottes Botschaft. Setz dich dafür ein, ob es den Leuten passt oder nicht! (Hoffnung für alle)
Predige das Wort, stehe bereit zu gelegener und ungelegener Zeit (Elberfelder)

Paulus spricht hier eine Schwierigkeit an, die wir alle kennen. Wie oft kommt es in Gesprächen vor, da würden wir uns lieber über Glaubensinhalte unterhalten, und landen doch in einem Smalltalk mit dem üblichen Austausch von Banalitäten. Es gibt viele Gründe, warum es schwierig ist, in Gesprächen mit Nichtgläubigen zum Wesentlichen vorzudringen. Meist hat man sich schon zu sehr in Politik, Sport oder sonstigem Geschwätz verstrickt, um sich daraus zu befreien. Diese Art der Unterhaltung sind viele gewohnt, da muss man von sich und seiner Einstellung zu Gott nichts preisgeben. Aber am Ende bleibt das schale Gefühl, Zeit verloren und eine Chance verpasst zu haben. Allzu schnell kommt uns dann die Gewissensberuhigung in den Sinn, dass ein Gesprächswechsel in dieser Runde mit diesen Menschen ungünstig, unerwünscht und unpassend gewesen wäre. Der Apostel war da ganz anderer Ansicht. Er hätte uns solche Ausreden nicht durchgehen lassen. In seinem Brief an Timotheus gibt er ihm ganz konkrete Anweisungen und nennt auch Gründe für die Ablehnung der Botschaft:

Decke Schuld auf, weise zurecht, ermahne und ermutige, und lass es dabei nicht an der nötigen Geduld und an gründlicher Unterweisung fehlen. Denn es kommt eine Zeit, da werden die Menschen der gesunden Lehre des Evangeliums kein Gehör mehr schenken. Stattdessen werden sie sich Lehrer aussuchen, die ihren eigenen Vorstellungen entsprechen und die ihnen das sagen, was sie hören möchten.
2. Timotheus 4,2-3

Arbeit gibt es genug

Wenn wir am Abend noch weinen und traurig sind, so können wir am Morgen doch wieder vor Freude jubeln.
Psalm 30,6

Das Leben auf Erden ist ein ewiges Auf und Ab. Am Ende eines Tages stöhnen wir vielleicht über das, was wir erlebt haben. Es war ermüdend, manche Sorge, vielleicht auch Traurigkeit über das eigene Versagen hat sich eingeschlichen. Es gibt Tage, an denen man abends froh ist, dass sie vorbei sind. Aber wie oft sind wir am nächsten Morgen erfrischt aufgestanden. Langsam wird es hell, und alles Dunkle der Nacht wird vom hellen Licht der Sonne vertrieben. Wir fühlen uns im Herrn geborgen und erfahren seine Güte. Er hat uns einen neuen Tag geschenkt. Wir dürfen in seinem Wort lesen, beten und auf seine Verheißungen vertrauen. Diese Zuversicht erfüllt uns mit Freude und motiviert uns, mitzuhelfen, die Ernte einzubringen.

„Die Ernte ist zwar groß, es sind aber wenige Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter hinausschickt in seine Ernte!“
Matthäus 9,37-38

Es gibt also viel zu tun, wenn wir uns ein Weizenfeld vorstellen, das vor der Ernte steht. Gestern hat sich in unserem Dorf eine große Trauergemeinde versammelt. Es fehlte an Worten, um diese Menschen aus der Lethargie des Nachdenkens über die Verdienste des Verstorbenen herauszuholen und ihnen die Dringlichkeit vor Augen zu führen, ihr eigenes Leben zu überdenken und im Sinne Gottes zu verändern. Wenn ein Pfarrer beim Tod eines Menschen keinen Bezug zur Ewigkeit herstellen kann, wie sollen dann beim Leichenschmaus Gespräche entstehen, die über den üblichen Smalltalk hinausgehen? Es hat mich gestern Abend ein wenig traurig gemacht, dass auch mir nichts eingefallen ist, um meine Gesprächspartner zum Nachdenken über die Vorbereitung auf die Zeit nach unserem Tod anzuregen. Aber heute ist ein neuer Tag und ich vertraue darauf, dass der Herr mich in die Ernte sendet. Und da gibt es bekanntlich viel zu tun.