Andacht Heute

Das Wirken des Heiligen Geistes

Doch wenn der Helfer kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch zum vollen Verständnis der Wahrheit führen. Denn was er sagen wird, wird er nicht aus sich selbst heraus sagen; er wird das sagen, was er hört. Und er wird euch die zukünftigen Dinge verkünden. Er wird meine Herrlichkeit offenbaren; denn was er euch verkünden wird, empfängt er von mir. Alles, was der Vater hat, gehört auch mir. Aus diesem Grund sage ich: Was er euch verkünden wird, empfängt er von mir.
Johannes 16,12-15

Nach der Himmelfahrt Jesu begann an Pfingsten das volle Wirken des Heiligen Geistes. Sein Dienst ist es, Jesus zu offenbaren, Zeugnis von ihm abzulegen (Johannes 15,26). Er tut dies nicht, indem er von sich selbst spricht, sondern indem er an die Worte Jesu erinnert. Die obigen Verse seien auch denen gesagt, die aus ihren Träumen und Visionen geredet und behauptet haben, ihnen sei neues Wissen geoffenbart worden. All diese nachträglichen Ergänzungen sagen nichts über Jesus aus, wohl aber über die Motive der Verkünder dieser angeblichen Wahrheiten. Auch der Heilige Geist, auf den man sich gerne beruft, spricht nicht für sich selbst, sondern er verherrlicht Jesus und wird auf seine Worte hinweisen, wie uns der Text sagt.

Der Helfer, der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, wird euch alles Weitere lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.
Johannes 14,26

Zweckentfremdung von Bibeltexten

Einen Fremden sollst du nicht quälen. Denn ihr wisst, wie dem Fremden zumute ist, seid ihr doch selbst Fremde gewesen im Land Ägypten.
2.Mose 23,9 (Tageslosung)

Dann werden die, die den Willen Gottes getan haben, fragen: Herr, wann kamst du als Fremder zu uns, und wir nahmen dich auf? Dann wird der König antworten: Ich versichere euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder oder eine meiner geringsten Schwestern getan habt, das habt ihr für mich getan.
Matthäus 25,37.38.40 (Lehrtext)

Herr Jesus Christus! Fremde Menschen kommen in unser Land, weil sie in ihrer Heimat keine Grundlage zum Leben mehr finden. Sie haben alles Vertraute zurückgelassen und kennen unsere Sprache und Gebräuche nicht. Darum fühlen sie sich fremd unter uns. Wir bitten dich: Gib uns ein offenes Herz für diese neuen Nachbarn. Hilf uns, sie mit Wärme und Liebe in unsrer Mitte aufzunehmen – denn auch sie sind deine Brüder und Schwestern.
(3. Text)

Heute habe ich mich über die Auswahl des Lehrtextes und das Gebet im 3. Text für die (ausgeloste) Losung geärgert. Es ist zu offensichtlich, dass die Gelegenheit genutzt wurde, um an unser Gewissen zu appellieren, wenn es um Migranten geht. Ich halte nichts davon, mit Bibelversen politisch zu argumentieren. Es ist auch nicht gerade ein Zeichen von Mut, den 3. Text – wie hier geschehen – ohne die sonst bei den Herrnhuter Tageslosungen übliche Autorenangabe abzudrucken (erscheint nur in der Druckfassung, nicht online). Dahinter steht eine ökumenische Arbeitsgemeinschaft, die für die Auswahl der Lehr- und Begleittexte verantwortlich ist. Für mich ist dies eine weitere Bestätigung meiner Einschätzung: Die großen Kirchen mischen sich heute zu sehr in das politische Tagesgeschehen ein, statt sich um ihre eigentliche Aufgabe zu kümmern, nämlich das Heil unserer Seelen.

Wir dagegen sind Bürger des Himmels, und vom Himmel her erwarten wir auch unseren Retter – Jesus Christus, den Herrn. 
Philipper 3,20

Nachsicht als tägliche Übung

Geht nachsichtig miteinander um und vergebt einander, wenn einer dem anderen etwas vorzuwerfen hat. Genauso, wie der Herr euch vergeben hat, sollt auch ihr einander vergeben. Vor allem aber bekleidet euch mit der Liebe; sie ist das Band, das euch zu einer vollkommenen Einheit zusammenschließt.
Kolosser 3,13-14

Es gibt wohl kaum etwas, was uns die Tage unseres Lebens mehr eintrüben kann, als der Ärger und die Klage über erlittenes Unrecht. Wie oft rechnen wir uns im Nachhinein vor, wie sehr wir doch benachteiligt, geschädigt, beleidigt, verleumdet (und noch so vieles mehr) worden sind. Ist da nicht der Gedanke an Rache sehr viel naheliegender als der an Vergebung? Es ist natürlich auch eine Frage der Schwere der Verletzung. Es macht ein Unterschied aus, ob mich eine Bemerkung über meine Ungeschicklichkeit geärgert hat oder ob ich den Mord an einem Familienmitglied zu beklagen habe. Gerade wenn wir von solchen ganz großen Tragödien verschont geblieben sind, ergibt sich für uns die Lehre aus den Versen von oben. Sollten wir nicht mal mit den kleinen, banalen Verletzungen etwas großzügiger umgehen? Müssen wir alles gleich an die große Glocke hängen? Können wir unsere Empfindlichkeiten nicht ein wenig zügeln? Oft würde es schon reichen, wenn wir versuchen, etwas „cooler“ zu reagieren. Nehmen wir uns doch ein Beispiel an unserem Heiland Jesus Christus. Als völlig Unschuldiger gedemütigt und zusammen mit Verbrechern gekreuzigt, hatte er Nachsicht mit seinen Verfolgern:

„Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“
Lukas 23,34