Mehr als Gebote
Das Gesetz des HERRN ist vollkommen, es erquickt die Seele; das Zeugnis des HERRN ist zuverlässig, es macht den Einfältigen weise.
Psalm 19,8
Mit dem Gesetz sind hier nicht nur die Zehn Gebote oder die später entstandenen rabbinischen Gesetze gemeint. Das hebräische Wort für „Gesetz” – „Tora” – bedeutet wörtlich „Weisung”, „Unterweisung” oder „Lebensrichtung”. Damit ist in diesem Vers die gesamte Offenbarung Gottes gemeint, die den Menschen Orientierung gibt. Was Gott uns sagt, ist demnach vollkommen, klar, erfreulich und erleuchtend.
Wenn die „Seele erquickt wird”, klingt das für unsere modernen Ohren schnell nach einer frommen Floskel. Im Hebräischen hat das Verb „schuv” jedoch eine weit gefächerte Bedeutung im Sinne von „umkehren, zurückführen, wiederherstellen”. Damit kommt zum Ausdruck, dass dem Menschen nicht nur ein Energieriegel zugeschoben wird, damit er sich wieder wohlfühlt. Es ist weitaus mehr. Man muss sich einen Menschen vorstellen, der aus dem Takt geraten ist und seine tragende Mitte verloren hat. Die Weisungen Gottes, das Gesetz, bringen wieder Struktur und Ordnung in sein Leben. Damit kann seine Seele wieder aufatmen und sein Leben kommt wieder in die richtige Bahn. Das sollten wir bedenken, auch wenn es den Anschein hat, als versinke die Welt um uns herum im Chaos. Gottes Wort ist keine Last, sondern eine Lebensquelle – es ordnet, heilt, erfreut und macht weise.