Führung und Freiheit
Ich will die Blinden auf einem Weg führen, den sie nicht kennen, und auf Pfaden leiten, die ihnen unbekannt sind.
Jesaja 42,16
Wenn ich diesen Vers als eine Aufforderung sehe, mich in allen Situationen des Lebens immer von Gott führen zu lassen, statt eigene Wege zu gehen, ist dieser Vers dann als Einengung meiner Freiheit zu betrachten? Habe ich dann überhaupt noch einen Raum für eigene Entscheidungen?
Kürzlich bin ich mit dem Auto eine Strecke gefahren, die ich eigentlich kenne. Dennoch habe ich das Navi benutzt, da es auf aktuelle Verkehrsbehinderungen reagiert. Das war nicht der Fall, aber das Navi hat mir dennoch eine Alternative angeboten, der ich gefolgt bin. Ich bin von meiner gewohnten Route abgewichen und siehe da: Diese Strecke hatte einige kleine Vorteile zu bieten. In Zukunft werde ich sie gegenüber meiner gewohnten Route bevorzugen.
Nun fragt man sich vielleicht, was mein Navi im Auto mit Gott zu tun hat. Weil ich dieses Beispiel aus dem täglichen Straßenverkehr verwendet habe, will ich darauf verweisen, dass mir dadurch neue Wege eröffnet werden. Dadurch werde ich keinesfalls in meinen Entscheidungsmöglichkeiten eingeschränkt. Auch bei Gott ist dies nicht der Fall. Er kann mir noch viel bessere Wege zeigen als ein modernes Navi. Diese Wege führen mich aus meiner Blindheit, meinem Verhaftetsein in alten Gewohnheiten, meiner Sturheit und meiner Besserwisserei heraus. Wenn ich mich an Gott halte, werde ich nicht unfrei. Es ist ein Angebot für uns. In der Bibel wird an vielen Stellen betont, dass der Mensch die Wahl hat, Gottes Führung anzunehmen oder eigene Wege zu gehen. Anstatt eine Begrenzung zu sein, eröffnet Gottes Führung neue Horizonte. Als „Blinder“ sehe ich plötzlich Wege, die ich vorher nicht kannte. Das ist eine Erweiterung der Freiheit, weil ich nicht mehr nur auf meine eigenen, begrenzten Möglichkeiten angewiesen bin. Es ist also eine Einladung zur Freiheit in einer tieferen Dimension: Freiheit von Blindheit, Angst und Orientierungslosigkeit.