Andacht Heute

Verheißung und Erfüllung

Und so hast du auch deine Zusage eingehalten, die du meinem Vater David gegeben hast. Was du ihm damals versprachst, hast du nun in die Tat umgesetzt, wie wir alle es heute sehen.
1. Könige 8,24

In Könige 8 wird die feierliche Einweihung des Tempels in Jerusalem durch König Salomo beschrieben. Dieser Abschnitt stellt einen Höhepunkt der alttestamentlichen Tempeltheologie dar. Die Bundeslade wird aus der Stadt Davids in den neu erbauten Tempel gebracht. Die „Stadt Davids” ist Zion, der ursprüngliche Siedlungskern Jerusalems. Von dort wurde die Lade in den neu erbauten Tempel auf dem Tempelberg gebracht.

Salomo steht vor dem Altar, breitet die Hände aus und betet für Gottes Aufmerksamkeit gegenüber dem Tempel. Er bittet um Vergebung, wenn Israel sündigt und umkehrt, und um Gerechtigkeit, wenn Streit entsteht. Er betet für Hilfe bei Dürre, Krieg und Exil. Und er betet auch für Fremde, die Gott im Tempel suchen. Salomo erkennt: Gott hält, was er verspricht. Die Verheißung an David (vgl. 2. Samuel 7), dass sein Sohn den Tempel bauen werde, ist Realität geworden. Die Herrlichkeit Gottes erfüllt den Tempel in Form einer Wolke – ein Zeichen göttlicher Gegenwart. Salomo preist Gott für die Erfüllung der Verheißung an David. Er betont, dass Gott den Tempel selbst erwählt hat, um dort seinen Namen wohnen zu lassen.

Wenn wir dieses Kapitel lesen und darüber nachdenken, dann ist es wertvoll, um unseren Glauben zu stärken. Gottes Wort ist kein leeres Versprechen, sondern wirkmächtig und konkret. Salomo ist ein geistliches Vorbild für Dankgebete, in denen wir Gottes Wirken in unserem Leben benennen. Wir können es als Aufforderung verstehen, eine Zwischenbilanz zu ziehen und dafür zu danken: Wo hat Gott seine Zusage in meinem Leben „in die Tat umgesetzt”? Wo wurde aus dem Wort sichtbare Wirklichkeit?

Ein überzeugender Beweis

Doch er wurde blutig geschlagen, weil wir Gott die Treue gebrochen hatten; wegen unserer Sünden wurde er durchbohrt. Er wurde für uns bestraft – und wir? Wir haben nun Frieden mit Gott! Durch seine Wunden sind wir geheilt.
Jesaja 53,5

In Höhle 1 von Qumran nahe dem Toten Meer wurde 1947 die sogenannte Große Jesajarolle entdeckt. Sie ist 7,34 Meter lang, besteht aus 17 zusammengenähten Schafslederstücken und enthält den nahezu vollständigen Text des Buches Jesaja in hebräischer Sprache. Mithilfe der Radiokarbon-Methode konnte ihr Alter auf etwa 200 v. Chr. datiert werden. Damit ist sie die älteste vollständige Handschrift eines biblischen Buches.

Die Rolle belegt, wie stabil und verlässlich die Überlieferung des Jesaja-Textes über einen Zeitraum von mehr als zwei Jahrtausenden war. Sie ist deshalb so bedeutsam, weil sie bestätigt, dass die Prophetie des Jesaja 53 nicht nachträglich verfasst wurde, um auf Jesus zu passen. Sie handelt vom „Gottesknecht“, der die Schuld der Menschen trägt – ein Bild für Jesu Kreuzestod. Obwohl er unschuldig ist, wird er „wie ein Lamm zur Schlachtbank geführt“ – ein Motiv, das im Neuen Testament vielfach aufgegriffen wird. Der Text spricht von der Erhöhung des Knechts, was als Auferstehung und Himmelfahrt gedeutet wird. Der Knecht bringt Heil und damit Erlösung nicht nur für Israel, sondern für alle Nationen.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass der Fund von Qumran die Zuverlässigkeit der biblischen Textüberlieferung bestätigt hat. Bereits 200 Jahre zuvor hat der Prophet Jesaja auf das Kommen von Jesus und seine Erlösungstat hingewiesen, was sich dann erfüllte. Seit der Entdeckung der Rollen gibt es keinen Grund mehr, daran zu zweifeln.

Bewahrung vor dem Verkommen

Er erhielt uns am Leben und ließ unseren Fuß nicht wanken.
Psalm 66,9

„Aber der Novak lässt mich nicht verkommen“ ist ein Lied aus den 1950er Jahren von Hugo Wiener. In ironischer, kabarettistischer Tonlage wird darin eine Frau beschrieben, die mit dem Gedanken spielt, sich gehen zu lassen – in die Gosse, ins Nachtlokal, ins wilde Leben. Doch Novak, eine Art schräger Schutzengel, verhindert das. Er ist nicht Gott, erfüllt aber eine ähnliche Funktion, indem er sie nicht untergehen lässt.

Auch oder vielmehr: Gerade unser gnädiger Gott lässt uns nicht verkommen. Er tut dies oft mit einer Mischung aus Fürsorge und feiner Ironie, diskret, aber wirksam. Wenn wir uns Gott anvertrauen, hält er uns davon ab, ins Straucheln zu geraten. Da ist es gut, sich im Nachhinein zu besinnen und Gott dafür zu danken, wenn er uns wieder einmal bewahrt hat.

Gebet: HERR, du hältst mich, wenn meine Schritte zu wanken drohen. Du bist immer da – nicht laut, aber verlässlich. Ich danke dir für die Momente, in denen ich hätte fallen können und du mich getragen hast.