Andacht Heute

Wenn Freiheit wieder zur Pflicht wird

Denn wenn jemand mit Christus verbunden ist, hat weder die Beschneidung noch das Unbeschnittensein irgendeinen Wert. Das Einzige, was zählt, ist der Glaube, der sich in Liebe auswirkt.
Galater 5,6

In der Neuen Evangelistischen Übersetzung kommt die paulinische Auffassung von echtem Glauben zum Ausdruck. Dieser bedarf keiner Äußerlichkeiten mehr, wie etwa der Beschneidung, und er wird sich in Liebe auswirken. Als Christ muss ich mir also keinen Ruck geben, um tätig zu werden. Die Liebe hat mich aufgrund der Gnade Gottes ergriffen und wird mein weiteres Tun lenken. Seit Luther sollte dies jedem evangelischen Christen einleuchten.

Was ist jedoch von der Neuen Genfer Übersetzung zu halten, in der von einem Glauben die Rede ist, „der sich durch tatkräftige Liebe als echt erweist”? Sind wir da nicht wieder beim Leistungsgedanken angelangt? Besteht bei dieser Betonung der praktischen Seite des Glaubens nicht die Gefahr, dass gerade an kirchlichen Feiertagen von den Kanzeln an die Gläubigen appelliert wird, sich noch mehr einzusetzen, sei es durch Spenden, die Gewährung von Hilfe für Notleidende oder Verständnis für Flüchtlinge? Vergessen wir nicht, dass uns der Glaube durch die Gnade Gottes geschenkt wurde. Gnade kommt von gratia, wir kennen dies von gratis, also kostenlos, ein Geschenk. Und dieses Geschenk ist nicht mit Bedingungen verknüpft. Die paulinische Befreiung wird zwar als Freiheit „vom Gesetz” (von der Beschneidung) anerkannt, aber gleich wieder mit der Aufforderung zur Tat gepredigt und damit zu einer neuen Unfreiheit. So werden unsere christlichen Feiertage dann für gesellschaftliche Appelle an unsere Bereitschaft zur Hilfe, zum Spenden und zur politischen Aktivität genutzt, statt freie Räume für die Hinwendung zu Gott zu schaffen.

Christus hat uns befreit, damit wir auch in Freiheit leben! Bleibt also standhaft und lasst euch nicht wieder einspannen in ‚das alte‘ Sklavenjoch!
Galater 5,1