Was ist „Schamkultur“?
Zu dieser Botschaft bekenne ich mich offen und ohne mich zu schämen, denn das Evangelium ist die Kraft Gottes, die jedem, der glaubt, Rettung bringt.
Römer 1,16
Diese Aussage des Paulus steht im Gegensatz zur „Schamkultur des Römischen Reiches”. Ich kannte diesen Ausdruck nicht und habe mich kundig gemacht. Demnach war die persönliche und familiäre Ehre im Römischen Reich ein hohes Gut. Wer gegen gesellschaftliche Normen verstieß, riskierte nicht nur Kritik, sondern auch soziale Ausgrenzung oder politische Nachteile. Das Evangelium galt im römischen Denken als Torheit und Schwäche. Paulus stellte sich mutig gegen diese kulturelle Logik und bekannte sich zu einer neuen Form von Ehre, die von Gott kommt.
Heute erleben wir ein Wiedererstarken dieser Schamkultur durch die digitale Öffentlichkeit. Da gibt es Likes und Shitstorms. Die Online-Reputation beeinflusst das Verhalten stärker als das Gewissen. Das führt dazu, dass man sich stark an der Meinung anderer orientiert. Konflikte werden oft vermieden, um das Gesicht zu wahren. Fehler werden nicht offen zugegeben, sondern verdeckt oder relativiert.
Notwendig wäre heute eine Besinnung auf christliche Werte wie Reue und Wiedergutmachung. Anstatt sich dem vorherrschenden moralischen Relativismus zu fügen oder sich allein um das eigene Image zu kümmern, sollte wieder mehr Offenheit für Selbstkritik und persönliche Verantwortung gepflegt werden. Die Kraft Gottes wird uns dabei helfen, im Sinne des Evangeliums zu handeln.