Andacht Heute

Die Gerechtigkeit Gottes

Deine Herrschaft, o Gott, bleibt immer und ewig bestehen. In deinem Reich herrscht vollkommene Gerechtigkeit, denn du liebst das Recht und hasst das Böse.
Psalm 45,7-8

Der Psalmist unterscheidet das Reich Gottes von allen irdischen Reichen, die vergänglich, unvollkommen und oft zweifelhaft sind. Ihre Herrscher sind schließlich nur fehlbare Menschen. Auch heute wird viel von Gerechtigkeit geredet. Meist ist das, was als „gerecht” verkündet wird, jedoch nur das, was der Machterhaltung dient. Gottes Gerechtigkeit ist völlig anders geartet. Sie ist untrennbar mit seiner Barmherzigkeit verbunden. Anstelle kalter Gesetzlichkeit begegnet sie uns mit Liebe. Wie im Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg zeigt uns Jesus, dass wir nicht nach Leistung bemessen werden. Wir erhalten nicht den Lohn, der uns vermeintlich zusteht, sondern das, was wir brauchen. Wir sind angenommen, nicht wegen unserer Leistung, sondern weil Gott uns liebt. Wer darauf vertraut, dass Gott gerecht ist, kann auch in dunklen Zeiten Hoffnung bewahren und sich für das Gute einsetzen.

Befiehl dem HERRN dein Leben an und vertraue auf ihn, er wird es richtig machen. Dass du ihm treu bist, wird dann unübersehbar sein wie das Licht; dass du recht hast, wird allen aufleuchten wie der helle Tag. 
Psalm 37,5-6

Auf die göttliche Automatik ist Verlass

Sie gingen am ersten Wachposten vorbei, dann am zweiten und kamen schließlich an das schwere Eisentor, das zur Stadt führte. Es öffnete sich wie von selbst vor ihnen.
Apostelgeschichte 12,10

In der Nacht vor seiner Hinrichtung schlief Petrus im Kerker. Ein Engel des Herrn weckte ihn und befreite ihn aus seinem Gefängnis. Als sie vor dem eisernen Tor der Stadt standen, öffnete es sich von selbst. Im Griechischen wird hierfür das Wort „automate” verwendet, das Tor öffnete sich also automatisch.

Ich muss an unser Hotel denken, das wir vor wenigen Tagen gebucht hatten. Dort hieß es, dass wir am Anreisetag eine E-Mail mit einem Link zum Öffnen der Tür erhalten würden. Wir waren ein wenig skeptisch, da wir auf diese Weise noch nie ein Apartment bezogen hatten und vor Ort keine Person anwesend war, die uns helfen konnte. Es klappte aber auf Anhieb und wir konnten ohne Probleme hinein. Unsere Sorgen waren umsonst gewesen.

In diesem Fall hatten wir es mit einer Hotelgesellschaft zu tun, die im Hintergrund agiert und mit der wir noch keine Erfahrung hatten. Da ist eine gewisse Skepsis nicht unangebracht. Wenn Gott uns jedoch eine Zusage gibt, können wir uns voll und ganz darauf verlassen. Stehen wir dann vor einer Herausforderung, sozusagen vor einem Eisernen Tor, sei es ein schwieriges Gespräch oder eine geistliche Aufgabe, dann sollten wir uns daran erinnern: Du musst nicht schon heute wissen, wie sich das Tor öffnet. Du musst nur den nächsten Schritt tun. Plane, was du kannst, aber überlasse Gott den Zeitpunkt und den Ablauf der Lösung. „Automate” erinnert dich daran, dass Gott oft im Verborgenen wirkt und manche Türen sich erst dann öffnen, wenn du davorstehst. Wenn du ein Gespräch mit Menschen führst, die dem Glauben fernstehen, musst du nicht schon vorher alle Antworten parat haben. Sei einfach präsent, sei echt und vertraue darauf, dass Gott die Herzen öffnet.

Christliche Gastfreundschaft

Bleibt fest in der brüderlichen Liebe! Vernachlässigt nicht die Gastfreundschaft; denn durch sie haben etliche ohne ihr Wissen Engel beherbergt.
Hebräer 13,1-2

Das griechische Wort „Philadelphia” ist in diesem Zusammenhang keine Frischkäsezubereitung, sondern Paulus bezeichnet damit die brüderliche Liebe unter Christen. Damit verbunden ist die Aufforderung, sich gastfreundlich gegenüber Glaubensgeschwistern zu verhalten, insbesondere gegenüber Wanderpredigern und Gemeindegliedern, die unterwegs sind. Bereits im späten ersten Jahrhundert n. Chr. wurde die Didache, eine Art Katechismus, herausgegeben. Bemerkenswert ist, dass darin in einigen Kapiteln praktische Regeln zur Prüfung christlicher Reisender aufgeführt sind. Offenbar gab es schon bald viele Fälle von Missbrauch beim Ersuchen um Unterkunft. Dazu heißt es in der Didache:

Didache 11,1–2: Wer „im Namen des Herrn“ kommt, soll aufgenommen werden – aber man soll ihn prüfen.
Didache 11,5–6: Ein echter Prophet bleibt nicht länger als zwei Tage. Wer länger bleibt oder Geld verlangt, ist verdächtig.
Didache 12,1–5: Auch gewöhnliche Christen, die unterwegs sind, sollen aufgenommen werden – aber nur, wenn sie nicht ausnutzen. Sie sollen arbeiten, wenn sie bleiben wollen.

Bereits in der frühen Kirche wurde also versucht, Liebe und Klugheit zu verbinden. Auch wir Christen von heute sollen Menschen in unserem Kreis willkommen heißen, aber nicht naiv und gutgläubig. In christlichen Gemeinschaften brauchen wir nicht nur Begeisterung, sondern auch Unterscheidungskraft. Natürlich wollen wir offen sein für neue Impulse, doch ohne geistliche Prüfung wird Offenheit schnell zur Schwelle ins Beliebige. Wir brauchen Kriterien, die aus dem Evangelium und nicht aus dem Zeitgeist kommen.