Andacht Heute

Gedanken über unser „Gerede“

Mit unserer Zunge loben wir Gott, unseren Herrn und Vater, und mit derselben Zunge verfluchen wir unsere Mitmenschen, die doch nach Gottes Ebenbild geschaffen sind. Segen und Fluch kommen aus ein und demselben Mund.
Jakobus 3,9-10

Ich frage mich manchmal, wie es sein kann, dass ich Andachten wie diese verfasse, in denen es mir um die Umsetzung des Willen Gottes geht, und ich es im Gespräch mit anderen Menschen oft nicht ganz lassen kann, mich in Smalltalk, in Oberflächlichkeiten und sogar in manchen Klatsch und Tratsch zu verlieren. Der Philosoph Martin Heidegger hat sich in seinem Hauptwerk „Sein und Zeit” kritisch mit dem alltäglichen Dasein des Menschen auseinandergesetzt. Der vorherrschende Form der Kommunikation, die er „Gerede” nennt, hat er ein eigenes Kapitel gewidmet. Durch dieses Gerede wird lediglich wiederholt, was „man so sagt”, indem in Floskeln gesprochen wird. Es wird nicht der Versuch unternommen, sich die Welt durch echtes Hören und Fragen zu erschließen.

Wir könnten uns fragen, ob wir in unserem Glaubensleben nicht auch oft Phrasen benutzen wie „Der Mensch denkt, Gott lenkt”. Wenn wir mit anderen über unseren Glauben sprechen, werden wir nicht umhin kommen, manche christliche Floskel zu verwenden. Wir dürfen jedoch nicht in der Routine des Geredes über Gott verharren, sondern sollten wenigstens versuchen, aus gelebter Erfahrung und echter Neugier zu sprechen. Gehen wir also tieferen Fragen nicht aus dem Weg. Lassen wir uns wirklich berühren von dem, was vor uns liegt. Gehen wir nicht in die Zerstreuung, sondern konzentrieren wir uns auf die Zwiesprache mit Gott im Gebet.

Der Leser, der mir bis hierhin gefolgt ist, mag auch in meinen Worten manche Phrase entdecken. Er möge es mir verzeihen und dabei an den obigen Vers denken: „Fluch und Segen kommen aus ein und demselben Mund.“