Andacht Heute

Beten statt spalten

Betet besonders für alle, die in Regierung und Staat Verantwortung tragen, damit wir in Ruhe und Frieden leben können, ehrfürchtig vor Gott und aufrichtig unseren Mitmenschen gegenüber.
1.Timotheus 2,2

Auch heute soll man für unsere Politiker beten, damit die richtigen Entscheidungen getroffen werden. Dazu bedarf es mutiger Stimmen, die sich nicht einschüchtern lassen, wenn fundamentale christliche Werte in Gefahr sind. Wer im jetzigen Diskurs seine Meinung zum Lebensrecht ungeborener Kinder äußert, wird sehr schnell als Teil einer Hetzkampagne diffamiert. Dabei ist es wichtig, wie der Bamberger Erzbischof Herwig Gössl es getan hat, darauf hinzuweisen, „in welchen Abgrund der Intoleranz und Menschenverachtung wir gleiten, wenn die Verantwortung vor Gott immer mehr aus dem Bewusstsein der Menschen verschwindet”. Wir brauchen mutige Christen in Verantwortung, die sich solche Sätze noch zu sagen trauen, und solche, die sich in Abstimmungen ihrem Gewissen gegenüber verantworten.

Dieser von Paulus ausgedrückte Wunsch, „damit wir in Ruhe und Frieden leben können, ehrfürchtig vor Gott und aufrichtig unseren Mitmenschen gegenüber”, ist ein tragender Bestandteil unseres Gemeinwesens. Wenn wir die christlichen Werte leichtfertig aufgeben, wird es bald vorbei sein mit Ruhe und Frieden. Wir alle sollten dafür Sorge tragen, dass unterschiedliche Meinungen akzeptiert werden und dass man sich sachlich mit dem politischen Gegner auseinandersetzt. Die Demokratie ist nicht gleich in Gefahr, wenn jemand eine andere Meinung hat oder eine warnende Stimme erhebt, wenn er dies für richtig hält.

Jenseits von Tempel und Tradition

Aber es kommt die Stunde und ist schon jetzt, dass die wahren Anbeter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit; denn auch der Vater will solche Anbeter haben.
Johannes 4,23

Die Frau am Jakobsbrunnen, mit der Jesus sprach, stammte aus Samaria. Dazu muss man wissen, dass Juden und Samariter sich aufgrund ihrer Geschichte tief verachteten. Jesus trug diese Spaltung, die besonders auch im Religiösen begründet lag, nicht mit sich herum, sondern wies auf eine neue Form der Anbetung im Geist und in der Wahrheit hin. Für ihn kommt es nicht auf den Ort an, an dem angebetet wird (Juden im Tempel von Jerusalem und Samariter auf dem Berg Garizim). „Im Geist“ bedeutet, dass die Verbindung zu Gott aus innerer Überzeugung und nicht durch äußere Rituale entsteht. „In der Wahrheit“ bedeutet, aus aufrichtigem Herzen und geleitet durch Gottes Offenbarung zu beten. Damit verabschiedete sich Jesus vom formalen Kult und rief zu einer tiefen, persönlichen Beziehung mit Gott auf.

Wir können heute daraus lernen, dass wahre Anbetung nicht an einen bestimmten Ort gebunden ist. Religiöse Gebäude oder Traditionen haben als äußerer Rahmen ihre Berechtigung, dürfen aber nicht über unserer echten Beziehung zu Gott stehen, die im Geist und in der Wahrheit stehen muss. So wie Jesus die Samariterin angesprochen hat, sollen auch wir Menschen mit Respekt und Offenheit begegnen, die einen anderen Glaubensweg gehen als wir. Dadurch ergeben sich vielleicht tiefe Gespräche, durch die Gräben überwunden werden können.

Eine Einladung zum Nachdenken

Ihr lebt nach dem Grundsatz: „Alles ist erlaubt!“ Ich antworte darauf: Aber nicht alles, was erlaubt ist, ist auch gut. Alles ist erlaubt, aber nicht alles baut die Gemeinde auf.
1. Korinther 10,23

Christen haben eine große Freiheit. Sie wurden von der Gesetzlichkeit befreit. Durch Jesus sind sie frei von der Macht der Sünde. Sie stehen nicht mehr unter dem alten Gesetz, sondern leben aus Gnade. Wer in Christus ist, entgeht der Verdammnis. Die „Freiheit des Christenmenschen” (Martin Luther, 1520) ist jedoch kein Freibrief für Egoismus, sondern ein Werkzeug für das Gute. Deshalb gibt Paulus zu bedenken: „Du darfst – aber musst du auch?“ Wenn sich die Christen in Korinth fragen: „Was schadet es mir?”, empfiehlt er die Ergänzung: „Was kann es mir Gutes bringen?”

Die Korinther suchten nicht nach den nützlichen Dingen oder nach den Dingen, die sie erbauen würden. Anstatt mit Jesus so weit wie möglich voranzugehen, wollten sie im Grunde nur wissen, womit sie noch durchkommen und trotzdem Christen sein konnten. Wir sollten uns fragen, ob wir nicht auch oft so denken wie die Korinther. Nur weil etwas erlaubt ist, heißt das noch lange nicht, dass es förderlich ist. Nur weil etwas für mich in Ordnung ist, heißt das nicht, dass ich es tun sollte.

Gebet: HERR, lass mich erkennen, was für mich gut ist, und was ich lieber lassen sollte!