Andacht Heute

Glaube von Kindheit an [2022]

Paulus schreibt an Timotheus, seinen im Judentum aufgewachsenen Freund und Glaubensbruder:

Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und wovon du überzeugt bist, da du weißt, von wem du gelernt
hast, und weil du von Kind auf die heiligen Schriften kennst, die Kraft haben, dich weise zu machen zur Rettung durch den Glauben, der in Christus Jesus ist. Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes richtig ist, für jedes gute Werk ausgerüstet.
2. Timotheus 3, 14–17

Als Kind wuchs ich katholisch auf und lernte ein Evangelium kennen, das mit verschiedenen anderen Lehren vermischt war. Dadurch war ich oft unsicher, ob ich zu den Heiligen, zur Muttergottes oder nur zu Gott beten sollte. Jesus jedoch war mir immer am nächsten. Besonders faszinierten mich seine Reden und die Tatsache, dass er Sünder und arme Menschen mochte, Kranke heilen konnte und ein Herz für Kinder hatte. Wir gingen dreimal die Woche in die Kirche, und im Religionsunterricht lernten wir die 10 Gebote für die Beichte. So entwickelte sich ein christliches Wertesystem und Gewissen.

Timotheus kannte von Geburt an Gottes Wort, das bei den Juden die Tora war. Auch für ihn war es eine völlig neue Erkenntnis, dass man durch Jesu Tod vom Gesetz befreit wurde. Die vielen Rituale und Opfer waren nicht mehr notwendig. Wer Jesus folgte, konnte sich seines Heils sicher sein. Alle Schrift ist vom Heiligen Geist inspiriert und dient zur Orientierung, Zurechtweisung und Überführung der Sünde. Das Alte und das Neue Testament bilden eine Einheit, wobei wir die verschiedenen Heilszeitalter berücksichtigen sollten. Was damals für die Juden galt, war ein Vorbote dessen, was die Gemeinde durch den Glauben an Jesus Christus darstellt.

Kommentar v. Peter W.

Wenn Paulus in Vers 16 von Gottes Geist gegeben und erfüllt ist, so ist das im geistigen Sinne aufzufassen. Im griechischen Text steht hier theopneustos, das zusammengesetzt ist aus theo (Gott) und pneo (hauchen, atmen), also „von Gott gehaucht“.
Roger Liebi weist darauf hin, dass hier Paulus von der ganzen Schrift spricht, also auch vom Alten Testament. Die Menschen, die es verfasst haben, waren ganz erfüllt vom Geist und haben sorgfältig und treu alles aufgeschrieben, was Gottgesagt hat. Es ist nicht etwa so, dass sie den endgültigen Text als Mischung göttlicher Gedanken und eigener Kommentare der Nachwelt hinterlassen haben. Wir dürfen uns darauf ver
lassen, dass die ganze Schrift rein ist. Der Bibeltext ist deshalb das unverfälschte Wort Gottes, sowohl das Alte und das Neue Testament. Darüber sollte man auch nicht diskutieren und sich verirren in Fragen, welche Teile des Textes man mehr, welche man weniger beachten könne. Wie im Brief an Timotheus steht, ist alle Schrift von Gott eingegeben. Wenn wir dies genau so verstehen, kann sie für uns von großem Nutzen sein. Sie ist nämlich
…nützlich zur Lehre (a), zur Überführung (b), zur Zurechtweisung (c), zur Unterweisung in der Gerechtigkeit (d)…
a) Durch die Lehre wird uns mitgeteilt, wie Gott ist, wie erhandelt.
b) So wie ein Angeklagter vom Richter überführt wird und ihm bewiesen wird, dass er sich nicht im Recht befindet. Es ist der Beweis der Wahrheit und deren Anerkennung durch den Beschuldigten.
c) Ein Kind, das schon weiß, etwas falsch gemacht zu haben, muss von den Eltern noch mal klar darauf hingewiesen wer den. Es dient auch im Leben eines Erwachsenen zur Zurechtrückung dessen, was in seinem Leben nicht in Ordnung ist.
d) So wie man einem Kind erklärt, warum es richtig ist, so und nicht anders zu handeln. Unter Gerechtigkeit des Menschen ist sein Handeln unter dem Gesichtspunkt des Urteils Gottes zu verstehen.
Wenn wir die Hilfe des Wortes in diesem Sinne annehmen, werden wir zu Menschen, die Gott so dienen können, wie er es von uns will, und wir werden allen Aufgaben gewachsen und ausgerüstet sein zu jedem guten Werk.