Pfingsten. Ohne Fehlinterpretation

Alle waren außer sich vor Staunen. »Was hat das zu bedeuten?«, fragte einer den anderen, aber keiner hatte eine Erklärung dafür.
Apostelgeschichte 2,12

Viele verbinden mit Pfingsten ein verlängertes Wochenende und die Möglichkeit für einen Kurzurlaub. Meist ist das Wetter gut – heute an diesem Pfingstsonntag des 8.6.2025 mal nicht – und man kann einen Ausflug in die Natur machen. Wenn man Leute auf der Straße nach der ursprünglichen Bedeutung von Pfingsten fragen würde, wäre das Ergebnis wohl ernüchternd. Dabei ist Pfingsten ein hohes christliches Fest, bei dem die Aussendung des Heiligen Geistes im Mittelpunkt steht. In der Apostelgeschichte lesen wir, dass ER auf die Jünger herabgekommen ist. Ab diesem Zeitpunkt verbreitete sich der christliche Glaube in der Welt. Manche Kommentatoren werten dieses Ereignis auch als Geburtsstunde der Kirche. Diese wäre jedoch frühestens durch das später stattfindende Apostelkonzil in Jerusalem zu datieren. Der Gedanke, dieses hohe Fest der Christenheit, das auch als Abschluss des Ostergeschehens gesehen werden kann, zu einem „Geburtstag der Kirche” umzuwandeln, ist ein Versuch, die von Reise- und Urlaubssehnsucht durchdrungene heutige Gesellschaft wieder für die organisierte christliche Religion zu gewinnen.

Die Pfingstbewegung glaubt, dass die Ausgießung des Heiligen Geistes kein einmaliges Ereignis war, sondern noch heute geschieht. In Gottesdiensten wird um die Erfüllung mit dem Geist gebetet, die sich in Zungenrede, Prophetie oder Heilung äußern soll. Wenn man sich jedoch an die Bibel hält, kann man nur zu dem Schluss kommen, dass die Geistsendung einmalig war und sich nicht wiederholt. Es handelt sich bei diesem Herbeizitieren des Heiligen Geistes durch Charismatiker um ein Wunschdenken, das die Gefahr des Missbrauchs in sich birgt, weil Menschen mittels solcher emotionalen Sensationen manipuliert werden können.

Pfingsten ist ein Ereignis, das zu mancher Fehlinterpretation führen kann. Wie können wir es also richtig feiern? Wir sollten uns auf jeden Fall darauf besinnen, dass der Heilige Geist die Jünger mit lebendigem Glauben erfüllt hat, dass Jesus von den Toten auferstanden ist und er lebt und regiert – ganz gleich, was heute in der Welt geschieht. Nie dürfen wir vergessen, uns daran zu erinnern. Immer sollten wir die Gelegenheit im Gespräch mit Nicht-Gläubigen nutzen und darauf hinweisen, dass es diese Hoffnung für die Menschheit gibt. Und dann sind wir auch Teil dieser an Pfingsten begonnenen Bewegung, welche die Christusbotschaft bis ans äußerste Ende der Erde trägt.

„Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist über euch gekommen ist, und so meine Zeugen sein in Jerusalem, in ganz Judäa und Samarien und bis in den letzten Winkel der Welt.“
Apostelgeschichte 1,8

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