Mut zum Gebet
Und Gott, der alles durchforscht, was im Herzen des Menschen vorgeht, weiß, was der Geist ´mit seinem Flehen und Seufzen sagen` will; denn der Geist tritt für die, die zu Gott gehören, so ein, wie es vor Gott richtig ist.
Römer 8,27
Hier geht es um unsere Gebete, die wir in Anwesenheit anderer sprechen. In manchen Gemeinden scheint es einen regelrechten Wettbewerb zu geben, wenn öffentlich gebetet wird. Offensichtlich wurde jahrelang die Kunst der fein formulierten, öffentlichen Fürbitte gepflegt. Ein Gebet schöner als das andere – das ist schon beeindruckend.
Unser Vers scheint für all jene geschrieben worden zu sein, die sich schwer tun, im Gebet die richtigen Worte zu finden. Sie sind schnell beeindruckt von den wohlgeformten Sätzen anderer, denen alles so leicht von den Lippen kommt. Wenn man allerdings genauer hinsieht, ist auch da nicht alles Gold, was glänzt. Oft handelt es sich um ein Sammelsurium vorgefertigter Sprüche, die zwar gut klingen, aber nicht von Herzen kommen. Jesus warnt in Matthäus 6,5 sogar vor solchen Betern: „Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht sein wie die Heuchler; denn sie lieben es, in den Synagogen und an den Straßenecken zu stehen und zu beten, damit sie von den Menschen gesehen werden.“ Inzwischen gibt es viele Abhandlungen über das christliche Gebet. Sie wurden meist von begabten Rednern verfasst, um Gläubigen Regeln vorzugeben, wie sie beten sollen. Das ist zwar gut gemeint, kann aber dazu führen, dass sich Redehemmungen noch weiter verstärken. Der Anspruch, stets perfekt zu beten, kann einen davon abhalten, überhaupt etwas zu sagen. Die Angst vor einer Bewertung tut ihr Übriges.
Beim Gebet geht es aber nicht um Perfektionismus und Selbstdarstellung. Andere Menschen kann man damit vielleicht beeindrucken. Doch nur Gott allein kennt unser Herz, und weiß wie es darin aussieht. Ihm kommt es nicht darauf an, ob unsere Gebete wohlgeformt sind. Überlassen wir es mit Freude und Demut dem Heiligen Geist, was er aus solchen im Gebet von uns vorgebrachten Ansätzen, die auf den ersten Blick gestammelt erscheinen, in uns bewirkt.