Geistliche Reife

Eigentlich müsstet ihr es in eurem Glauben schon zum Meister gebracht haben und andere unterweisen. Tatsächlich aber seid ihr erst wie Lehrlinge, denen man die allerersten Grundlagen von Gottes Botschaft beibringen muss. Wie Säuglingen kann man euch nur Milch geben, weil ihr feste Nahrung noch nicht vertragt. Wer noch Milch braucht, ist ein kleines Kind und versteht nicht, was die Erwachsenen reden. Ein Erwachsener kann feste Nahrung zu sich nehmen. Nur wer seine Urteilsfähigkeit geschult hat, der kann auch zwischen Gut und Böse unterscheiden.
Hebräer 5,12-14

Die Adressaten des Hebräerbriefs waren höchstwahrscheinlich Judenchristen, die in der Diaspora in Italien lebten. Sie wurden ihres Bekenntnisses zu Jesus wegen in der Bevölkerung ausgegrenzt. Nicht wenige unter ihnen waren deshalb in der Gefahr, vom wahren Glauben abzufallen. Der Verfasser des Briefs betonte, dass sie sich wieder besinnen sollten, um endlich in ihrem geistlichen Wachstum voranzukommen. Aufgrund ihrer Geschichte müssten sie längst aus dem Babyalter heraus sein und festere Nahrung zu sich nehmen. Ihr geistliches Leben war aber mit der Zeit eingeschlafen. Da sie offenbar wenig Übung im Wort hatten, hat sich bei ihnen auch kein Unterscheidungsvermögen für Gut und Böse entwickeln können. Dabei ist nicht der moralische Sinn gemeint, sondern die Fähigkeit zwischen gesunder und verdorbener Lehre unterscheiden zu können.

Wir sollten uns als Christen die Frage stellen, ob wir im geistlichen Wachstum vorankommen. Sicher, wer sich zu Jesus bekennt und ihm nachfolgen will, der ist auch errettet. Dies schließt aber in aller Konsequenz mit ein, dass daraus auch Früchte hervorkommen. Damit ist zunächst Interesse am Wort gemeint. Aus den daraus gewonnen Erkenntnissen, durch Bibellese und den sich daraus ergebende Fragen, sollte sich ein Reifegrad entwickeln, der irgendwann auch zum Lehren führt. Dieser letzte Schritt des Lernens ist so wichtig, weil wir alle dabei mithelfen können, andere zu Nachfolgern Christi zu machen.

Werdet in eurem Glauben nicht träge und gleichgültig, sondern folgt dem Beispiel der Christen, die durch ihr Vertrauen zum Herrn standhaft geblieben sind und alles erhalten werden, was Gott zugesagt hat.
Hebräer 6,12