Andacht Heute

Forderungen zur unbegrenzten Hilfeleistung

Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen.
Matthäus 25,35

Die Worte Jesu werden nicht selten dafür verwendet, eine sittliche Forderung aufzustellen, die insbesondere Christen verpflichten soll, ohne Wenn und Aber Fremde aufzunehmen. Die Möglichkeiten zur Hilfe stoßen aber auf Grenzen. Das erleben Familien, die in ihrer Wohnung vielleicht einen Hilfesuchenden aufnehmen können, aber nicht ganze Gruppen. Auch unserem Staat sind Grenzen gesetzt. Die Regierenden müssen darauf achten, dass diese berücksichtigt werden, damit nicht das ganze Gefüge gefährdet wird, der Staat seine Mitbürger nicht mehr schützen und auch dem Fremden keine Hilfe mehr leisten kann. Diese Forderungen nach unumschränkter Hilfe aufgrund von einzelnen Vorgaben aus der Bibel kommen nicht selten aus nichtchristlichen Kreisen, denen der übrige Inhalt der Schrift entweder unbekannt oder egal ist.

Die Bereitschaft, Gutes zu tun, sollte jeden Christen bewegen, sonst hat er die Aufforderung zur Nächstenliebe nicht verstanden. Darunter wird häufig allein die materielle Hilfe verstanden. Noch viel wichtiger ist es aber, Menschen zum Glauben zu führen, damit sie eine Zukunft in der Ewigkeit haben.

Solange wir also noch Zeit haben, wollen wir allen Menschen Gutes tun, besonders denen, die mit uns durch den Glauben verbunden sind.
Galater 6,10

Gefäße des Zorns

Weh dem, der mit seinem Schöpfer hadert, eine Scherbe unter irdenen Scherben! Spricht denn der Ton zu seinem Töpfer: »Was machst du?«
Jesaja 45,9

Du wirst nun zu mir sagen: Warum tadelt er noch? Denn wer hat seinem Willen widerstanden? Ja freilich, Mensch, wer bist du, der du das Wort nimmst gegen Gott? Wird etwa das Geformte zu dem Former sagen: Warum hast du mich so gemacht? Oder hat der Töpfer nicht Macht über den Ton, aus derselben Masse das eine Gefäß zur Ehre und das andere zur Unehre zu machen? Wenn aber Gott, willens, seinen Zorn zu erweisen und seine Macht zu erkennen zu geben, mit vieler Langmut die Gefäße des Zorns ertragen hat, die zum Verderben zubereitet sind, und ⟨wenn er handelte,⟩ damit er den Reichtum seiner Herrlichkeit an den Gefäßen des Erbarmens zu erkennen gab, die er zur Herrlichkeit vorher bereitet hat, ⟨nämlich an⟩ uns, die er auch berufen hat, nicht allein aus den Juden, sondern auch aus den Nationen.
Römer 9,19-24

Paulus behandelt hier den möglichen Einwand, dass Gott doch alles vorherbestimmt hätte. Wie die Calvinisten behaupten, hat ER in seiner Schöpfung sowohl die Erwählten als auch die Verdammten geschaffen, sodass den Menschen gar keine Wahl bliebe. Roger Liebi weist in seinem Vortrag „Bestätigt oder widerlegt Römer 9-11 den Calvinismus?“ nach, dass diese Auffassung ein großer Irrtum ist.

Gott hat nicht von vornherein „Gefäße des Zorns“ geschaffen. Durch ihr ungehorsames Verhalten sind die Geschöpfe so geworden. Allen Menschen steht aber mehrmals die Möglichkeit im Leben offen, sich von IHM „ziehen zu lassen“. Mit „viel Langmut“ erträgt es der Schöpfer, wenn sie diese Chance für ihre Zukunft verwerfen. Wichtig ist es zu erkennen, dass wir selbst dafür verantwortlich sind und nicht Gott dafür anklagen dürfen, wenn wir uns nicht für IHN entscheiden. Den Geschöpfen steht es nicht zu, sich über den Schöpfer zu stellen und IHN zu kritisieren. Ein jeder von uns sollte unendlich dankbar dafür sein, dass Gott mit ihm so geduldig ist. ER klopft mehrmals im Leben an. Es kann nicht selten Jahrzehnte dauern, bis wir für diesen Gnadenakt, und damit für den Glauben, offen werden. Wer es noch nicht getan hat, sollte es hier und jetzt auf der Stelle tun, denn es könnte schnell zu spät sein. Es liegt schließlich ganz in der Souveränität Gottes, wie viel Lebenszeit er uns dafür noch schenkt.

Habgier macht krank

Er sprach aber zu ihnen: Seht zu und hütet euch vor aller Habsucht! Denn auch wenn jemand Überfluss hat, besteht sein Leben nicht aus seiner Habe.
Lukas 12,15

Hier taucht der griechische Begriff pleonaxia für Habsucht auf. Es ist das Verlangen, noch mehr zu haben, was man schon hat. Wer davon geplagt ist, dem reicht all das nicht. Diese Sucht, immer mehr anzuhäufen, wird begleitet vom Geiz. Er ist das krankhafte Verlangen, das für sich zurückzuhalten, was man hat.

Im Text des Lukas folgt das Gleichnis vom reichen Narren, der noch größere Scheunen bauen will für seine Güter und nicht erkennt, dass ihm diese Schätze nicht sein Leben retten können. Der Mensch muss aufpassen, dass ihm das Materielle nicht zu wichtig wird. Es bietet keine Sicherheit, zu ihm kann er sich nicht flüchten, mit ihm kann er sein Leben nicht verlängern. Die Gefahr ist groß, dass er mit seiner Habsucht sich immer mehr von Gott entfernt. In seiner Gier nach mehr erkennt er nicht mehr, wem er alles zu verdanken hat. Die Demut vor Gott lässt Zufriedenheit mit dem entstehen, was man hat, und sie schützt uns vor aller Torheit.

Euer Lebenswandel sei frei von Geldliebe! Begnügt euch mit dem, was vorhanden ist; denn er selbst hat gesagt: »Ich will dich nicht aufgeben und dich niemals verlassen!«
Hebräer 13,5